Es braucht einen Gipfel zu prekärer Beschäftigung – und zwar jetzt!
Rund ein Drittel aller Beschäftigten in Österreich arbeitet inzwischen in atypischen Beschäftigungsformen, von den erwerbstätigen Frauen sogar mehr als die Hälfte. Im Durchschnitt werden atypisch Beschäftigte um 25 Prozent schlechter bezahlt und viele von ihnen sind auch rechtlich schlechter gestellt als Beschäftigte, die unbefristet in Vollzeit arbeiten. Rund 300.000 Beschäftigte gelten als „working poor“, als arm obwohl sie arbeiten. Zudem ist ein Drittel aller Erwerbstätigen nicht einmal ein Jahr durchgehend im gleichen Job für den gleichen Arbeitgeber tätig, wodurch auch ihre Gehälter weit weniger steigen als die von Beschäftigten, die dauerhaft im gleichen Unternehmen arbeiten.
Prekäre Arbeit ist kein Nischenthema mehr, sie hat sich bis in die Mitte unserer Gesellschaft ausgeweitet
ÖGB Präsident Wolfgang Katzian hat daher seinen ersten Termin bei der neuen Arbeitsministerin Christine Aschbacher genutzt, um auch auf dringend notwendige Maßnahmen gegen die zunehmende Prekarisierung am österreichischen Arbeitsmarkt zu pochen. Unsere GPA-djp Vorsitzende Barbara Teiber unterstützt ihn dabei, denn auch sie unterstreicht, dass es umgehend Maßnahmen für mehr Sicherheit und stabilere Arbeitsplätze am österreichischen Arbeitsmarkt braucht. Immerhin hat die neue Regierung angekündigt die Armut in Österreich reduzieren zu wollen, das erfordert allerdings ein rasches Agieren der Politik in Sachen prekärer Beschäftigung!
Die rund 300.000 „working poor“, Beschäftigte, die unter Armut leiden, obwohl sie arbeiten, zeigen die Dringlichkeit von Maßnahmen.
Eine Fortsetzung der derzeitigen Entwicklung führt zu einer Spaltung am Arbeitsmarkt bei den Einkommen, der Beschäftigungsstabilität und der Arbeitszeit.
Diese Dynamik hemmt das Lohnwachstum, verschlechtert das Arbeitsklima und die Arbeitsbedingungen der Beschäftigen.
Neben den niedrigen Einkommen ist es vor allem die Unsicherheit, mangelnde Perspektive und schlechte soziale Absicherung, die prekär Beschäftigten stark zusetzt. Nicht zu wissen, wie hoch das Einkommen am Monatsende oder im kommenden Monat ausfallen wird, wann mit dem nächsten Auftrag zu rechnen ist und die Angst vor Arbeitslosigkeit wirken zermürbend.
Diese Unsicherheit beeinflusst die Gesundheit, das soziale Umfeld, die Ernährung und die gesamte Lebensführung von prekär Beschäftigten.
Im Jänner haben wir einen umfangreichen Forderungskatalog für Verbesserungen präsentiert, die rund einem Drittel der Beschäftigten, die in atypischen Beschäftigungsformen arbeiten, zu Gute kommen würden. Insbesondere erwerbstätige Frauen, von denen sogar mehr als die Hälfte atypisch beschäftigt ist, würden etwa durch kürzere Durchrechnungszeiten bei Mehrarbeit mit mehr Geld im Börsel nach Hause gehen können. Außerdem fordern wir auch eine gesetzliche Obergrenze für den Anteil an Leiharbeitskräften im Unternehmen auf 10 Prozent der gesamten Belegschaft und befristete Verträge sollten auch bei der ersten Befristung nur mit sachlicher Rechtfertigung möglich sein!